Märchen

In der Analytischen Psychologie betrachten wir das Märchen als symbolische Darstellung von allgemeinmenschlichen Problemen und von möglichen Lösungen dieser Probleme. Das Märchen handelt immer von etwas, das den Fortgang des Lebens bedroht – meistens dargestellt in der Ausgangssituation des Märchens und es zeigt, welcher Entwicklungsweg aus diesem Problem heraus und in eine neue Lebenssituation hineinführt. Wir wissen alle, dass dieser Entwicklungsweg in sich jeweils auch noch Unwege, Gefahren, Scheitern usw. birgt. Das sind, jetzt übersetzt, Gefahren, die uns auf unseren Entwicklungswegen genauso drohen wie den Helden im Märchen. Wir betrachten den Helden gleichsam als Modellfigur, der durch sein Verhalten eine Problemsituation aushält und den Weg beschreitet, der nötig ist, um das Problem zu lösen. (Verena Kast, Mann und Frau im Märchen, 1999)

Mythen

Es gibt in der menschlichen Seele nach C.G. Jungs Auffassung ein tiefes Bedürfnis nach mythischen Anschauungen und Bildern. Tiefenpsychologisch betrachtet werden die Mythen nicht bewusst ausgedacht, sondern sie entstanden spontan wie unsere Träume. Wenn ein Mensch sich auf innere Erfahrungen seines Seelenlebens einlässt, wird seine Phantasietätigkeit angeregt und lebendig, was wiederum zur Projektion von Bildern, Träumen und mythischen Anschauungen führt. Die Mythen sind nichts anderes als psychische Manifestationen, die das Wesen der Seele darstellt. (Lexikon Jungscher Grundbegriffe)

Der Mythos setzt sich jedoch aus Symbolen zusammen, die nicht erfunden wurden, sondern einfach geschehen sind. (Jung GW 18/I, § 658)