In der griechischen Philosophie war der Gedanke von Einwirkungen der Psyche (Seele) und des Geistes auf das Soma (körperliche) durchaus geläufig. Die Idee einer Ganzheit des Menschen auch in der Krankheit war schon für den Arzt und seiner Tätigkeit richtungsweisend ausgesprochen. Besessenheit von bösen Geistern wurde durch schmerzhafte unmenschliche Prozeduren ausgetrieben, aber auch schon durch gewisse Formen des Gespräches behandelt.

Im Dialog Charmides lässt Platon den Sokrates einem jungen Mann, der an Kopfschmerzen leidet, sagen: „Wenn es den Augen gut werden solle, solle man den ganzen Kopf und wenn es dem Kopf wieder gut gehen solle, den ganzen Leib und wenn es diesem gut gehen solle, auch den Leib nicht ohne die Seele behandeln dürfe. Denn…… von der Seele geht alles aus, sowohl Gutes als auch Böses…… Die Seele muss durch gewisse „Heilsprüche“ behandelt werden. Diese Heilsprüche sind die guten Reden. Durch Reden dieser Art erwachse Besonnenheit in den Seelen.“

Jedes körperliche und psychische Leiden hat eine Geschichte. Jedes ist eingebettet in eine Entwicklungsphase, eine schwierige Lebenssituation, einen Überdruss. Beinahe jeder Erkrankung geht ein seelischer Kampf oder Zwiespalt voraus. Und jede Erkrankung bringt neue Gefühle und Gedanken mit sich, die ohne das Krankseins vielleicht nicht aufgetaucht wären. Denn unsere Seele lebt, liebt und leidet keineswegs stumm vor sich hin. Unentwegt spüren wir ihre Existenz: in Gefühlen, Gefühlsveränderungen, guter und schlechter Laune, in den Emotionen die uns bei bestimmten Erinnerungen überfallen, in der Hochstimmung, wenn uns etwas gut gelungen ist, der Niedergeschlagenheit wenn etwas schief geht, im schlechten Gewissen , guten Vorahnungen, schönen Wach- oder schlechten Alpträumen. Die Erkenntnis, dass die Seele (Psyche) im Körper lebt und diese untrennbar mit dem Körper verwachsen ist, ist wohl heute nicht mehr weg zu leugnen. Alles was die Psyche tut und erfährt regt auch etwas im Körper. Die körperlich spürbaren Missempfindungen, Erkrankungen, Schmerzen, Druckgefühle, Verkrampfungen und so weiter, sollten uns eigentlich deutlich mitteilen was unsere Psyche gerade erleidet. Aber oft verstehen wir die Sprach der Psyche nicht oder hören einfach nicht deutlich genug hin. Nach Ausschluss aller körperlichen Ursachen für die Erkrankung durch den Arzt ist eine kontinuierliche Psychotherapie oft die einzige Chance für den „psychosomatischen Patienten“ wieder ein gleichberechtigtes Miteinader zwischen Psyche und Körper herzustellen, mit dem Ergebnis, dass in den überwiegenden Fällen nach einiger Zeit die Schmerzen aufhören oder sich deutlich reduzieren.

Abschließend ist zu sagen, dass es weder beim Mann, der Frau oder dem Kind ein Organ gibt, welches nicht durch eine plötzliche oder lang andauernde psychische Disharmonie aus der gewohnten Bahn gebracht werden kann, was in Folge schlussendlich zu einer psychosomatischen Erkrankung führen kann.