Die Fruchtbarkeit des Menschen, der Tiere und des Bodens waren in allen Epochen der Menschheitsgeschichte notwendig für das Überleben. Unfruchtbarkeit bedeutet somit oftmals größten existenziellen Leidensdruck für das Paar, vor allem aber für die Frau, wie aus der Medizingeschichte deutlich wird.
Definition: Sterilität bedeutet die ungewollte Kinderlosigkeit eines Paares über einen Zeitraum von 2 Jahren. Bei einem kürzeren Zeitraum spricht man von Konzetionsschwierigkeiten. Weiters unterscheidet man zwischen primärer Sterilität (noch keine Schwangerschaft) und sekundärer Sterilität (es lag bereits eine Schwangerschaft vor wurde jedoch nicht geboren). In der weiteren Abhandlung sollen uns in erster Linie nur psychische Sterilitätsursachen interessieren. Unter dem Begriff „psychogene Sterilität“ lassen sich folgende Erscheinungsbilder zusammenfassen:
Bei dieser symptomatischen Form handelt es sich um Paare, bei denen sowohl beim Mann als auch bei der Frau rein somatisch (körperlich) keine medizinischen Gründe gefunden wurden, welcher einer normalen Schwangerschaft im Wege stehen oder dessen verhindern. Diese symptomatische Form der Sterilität betrifft laut großangelegten aktuellen deutschen Studien 25 % aller Paare mit Kinderwunsch. Da auch hier die psychischen Ursachen mannigfaltig sind, sei nur ein Beispiel erwähnt: So ist es z. Bsp. möglich, dass sich eine Frau zwar bewusst ein Kind wünscht, unbewusst aber durch verschiedenste Ängste eine Schwangerschaft abwehrt (unterdrückt)
Gleichfalls hat sich in mehreren unterschiedlichen Untersuchungen gezeigt, dass neben einer notwendigen ärztlichen Sterilitätsbehandlung mit Hormonen, IVF oder anderen Techniken eine begleitenden psychotherapeutische Paartherapie die Chancen erhöht schwanger zu werden, da in dieser kontinuierlichen „Begleitung“ aufkommende Ängste, Unlust, Hoffnungen, Schuldzuweisungen an den anderen Partner, aufkeimende Sexualstörungen ,Leistungsdruck – doch endlich schwanger zu werden und Versagensängste rechtzeitig thematisiert und aufgelöst werden können. Dies schafft eine nicht zu unterschätzende „Entspannung“ im zwischenmenschlichem Partnerbereich. Als gleichsam sinnvoll hat sich erwiesen, dass, das Erlernen und Anwenden von Entspannungsübungen wie zum Beispiel Autogenes Training vor dem Verkehr, eine gewünschte Schwangerschaft fördern kann, denn wenn das Paar entspannt ist, ist die Gefahr geringer, dass sich möglicherweise Eileiter verengen bzw. verschließen.
Der Leidensdruck, der oft im Übermaß durch einen unerfüllten Kinderwunsch entstehen kann, ist mitunter bedingt durch die gestörte Lebensperspektive eines oder beider Partner. Im individuellen Lebenskonzept einer Frau und ähnlich in dem des Mannes bedeutet ein eigenes Kind häufig die Bestätigung der individuellen Identität. Auch die Erfüllung des Partnerschaftsbildes und nicht zu letzt die Bestätigung der eigenen Fertilität stehen mit einem verstärkten Leidensdruck durch den unerfüllten Kinderwunsch in Zusammenhang.
So entstehen mit zunehmender Zeit des „frustrierenden Kinderwunsches“ nicht selten das Bild einer schweren Lebenskrise – Ausdruck im Gefühl der inneren Leere und Sinnlosigkeit. Oft lässt sich aufgrund dieser Ereignisse bei einem der Partner die Diagnose einer „reaktiven Depression“ stellen. In einer Untersuchung von Schulz-Ruthemberg zeigt sich, dass viele Jahre nach Beendigung einer frustrierenden Kinderwunschbehandlung ein großer Protzentsatz von Paaren zahlreiche psychische und psychosomatische Beschwerden im Zusammenhang mit einer mangelhaften Bewältigung des Konflikts aufwies. Viele der Paare suchten aus Schande und Scham auch die soziale Isolation. (M. Staub, Psychosomatische Geburtshilfe und Gynäkologie)