Bis Anfang der 70er Jahre wurde dem Tod des Kindes in der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt (Totgeburt) kaum Beachtung zuteil. Die Totgeburt wurde als „non-event“ gesehen. Es galt als sinnvoll, diesen Vorgang möglichst rasch zu vergessen. Heute ist es unumstritten, dass Mütter und Väter um ihr perinatal verstorbenes Kind trauern.

Frauen deren Schwangerschaft in einem Abgang (Frühabort), einer Fehl – oder Totgeburt endet, machen nicht nur die zahlreichen massiven Veränderungen durch, die jede Schwangerschaft mit sich bringt. Ihre hormonelle Situation ändert sich innerhalb weniger Monate zweimal ziemlich krass. Und sie müssen außerdem den Schmerz, die Enttäuschung und die Trauer über den Tod des Kindes überwinden. Ist die Fehl – oder Totgeburt schon die zweite oder dritte, kommt die Angst hinzu, womöglich überhaupt unfähig zum Kinder kriegen zu sein. Ein Gefühl, das Frauen tief in ihrer weiblichen Identität erschüttern kann. Und sie machen sich oft heftige Vorwürfe, am Tod des Kindes irgendwie mitschuldig zu sein. Vor allem dann, wenn sie während der Schwangerschaft auch ambivalente Gefühle hatten. Nicht wenige Frauen fragen sich dann, ob sie nicht das Kind mit ihren „negativen“ Gedanken umgebracht haben.

Eine Fehl – oder Totgeburt verlangt der betroffenen Frau eine immense Integrationsleistung ab. Sie muss sich, vielleicht zum ersten Mal in ihren Leben, mit dem Tod auseinandersetzen; sie muss von der Erwartung neuen Lebens zu dem Schmerz über nicht verwirklichtes Leben, nicht erfüllten Kinderwunsch „umschalten“. Sie muss Trauerarbeit leisten, wie es in der psychoanalytischen Fachsprache heißt. Und sie darf dabei nicht den Blick in die Zukunft verlieren, will sie trotz des traumatischen Ereignisses gesund weiterleben – und je wieder neuen Nachwuchs haben.

Neben einer postpartalen Depression können sich nach Fehl – oder Totgeburten Zyklusstörungen, und Unfruchtbarkeit „ohne erkennbare Ursachen“ einstellen. Dies tritt vor allem dann auf, wenn sich die Frau bzw. das Paar rasch nach der Fehl –oder Totgeburt mit aller Macht ein neues Kind herbeiwünscht bevor das Trauma , der Verlust und die Trauer über das verstorbene Menschenkind psychisch und physisch gut verarbeitet wurde. (Mit Leib und Seele gesund)