Definition Psychotherapie?

Das Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen und der Gesetzgeber haben 1990 im Psychotherapiegesetz die Psychotherapie so formuliert: „…. ist die nach einer allgemeinen und besonderen Ausbildung erlernte, umfassende, bewusste und geplante Behandlung von psychosozial oder auch psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszustände mit wissenschaftlich psychotherapeutischen Methoden, ……… mit dem Ziel, bestehende Symptome zu mildern oder zu beseitigen, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die Reifung, Entwicklung und Gesundung des Behandelten zu fördern.” Die Ausbildung zum PsychotherapeutenIn dauert nach zwei bis drei Jahre „Propädeutikum” und anschließend je nach „Fachspezifikum” und Spezialisierung nochmals zwischen 4-6 Jahre.

Interventionsformen

Krisenintervention: Die Krisenintervention beschränkt sich zeitlich auf maximal 12 Stunden verteilt auf zumeist 4 Wochen. Es wird mit dem/der KlientenIn ganz punktuell und gezielt an der psychischen Verarbeitung und Neuorientierung nach einer eingetretenen akuten Krisensituation gearbeitet und gegebenenfalls nötige Strukturen und Schritte für die unmittelbare Zukunft des/der KlientenIn zusammen erarbeitet

Technik:

  • Psychoth. Arbeit im hier & jetzt
  • Klärung des eigenen Ist-Zustandes
  • Ressourcenorientiertes Arbeiten
  • Problemlösungsorientiertes Arbeiten
  • Zielformulierung für 7 Tage
  • Strukturorientiertes Arbeiten
  • Ich-Stärkendes Arbeiten
  • Treffen von klaren Vereinbarungen

Lebenskrisen, Schicksalsschläge, Tod eines Angehörigen, eine lebensbedrohende Erkrankung, Vergewaltigung oder andere plötzliche Traumatisierungen erzwingen oftmals eine unerwartete Neuorientierung und Änderungen von Alteingeübtem. Diese Neuorientierung ist fast immer mit der Angst vor dem Neuen verbunden. Die Mehrzahl der Menschen haben genügend Kraft, diese Schicksalsschläge und neuen Herausforderungen anzunehmen und durchzustehen und gehen zumeist gestärkt daraus hervor. Jedoch können seelische Erschütterungen häufig an den existenziellen Grundstrukturen einer Person rütteln. Wenn diese mit massiven anderen Belastungen einhergehen und die eigenen Ressourcen erschöpft sind, ist oft rasche Hilfe von außen notwendig. Gleichfalls ist eine rasche psychotherapeutische oder psychiatrische Krisenintervention bei Menschen nötig, welche häufig an Selbstmord denken, diesen vorbereiten oder diesen beabsichtigen durchzuführen letztlich sollten Menschen mit einer diagnostizierten psychischen Erkrankung rasch eine Krisenintervention in Anspruch nehmen, wenn die Person den Eindruck hat, dass sich die Symptome der psychischen Erkrankung plötzlich und massiv verschlechtert haben.

Analytische Gesprächstherapie: In dieser klassischen Form der Psychotherapie sitzen sich in der Regel Therapeut und KlientIn für eine bis zwei Stunden pro Woche gegenüber und reflektieren mit Hilfe des Psychotherapeuten sein/ihr aktuelles Verhalten anderen Menschen und sich selbst gegenüber, welche möglicherweise die Probleme für seinen psychischen Leidensdruck darstellen könnten. Ziel dieser Reflexion sollte es nach einer bestimmten Zeit sein, das eigene Verhalten im Bereich der Möglichkeiten soweit zu verstehen, anzunehmen, zu integrieren und aufzulösen, dass der psychische Leidensdruck sich deutlich reduziert oder aufhört – oder aber auch, dass man im Laufe der Therapie lernt bestimmte eigenen Verhaltensweisen (Schatten – unangenehme eigene Seiten) anzunehmen und diese bewusst in das tägliche Leben einzubinden ( denn alles was man an seiner Psyche (Seele) ablehnt, kommt viel stärker und oft unerwartet durch die Hintertür wieder herein). Es wäre unseriös, wenn man bei Beginn der Psychotherapie auf Wunsch des KlientenIn die exakte Dauer der bevorstehenden Psychotherapie mitteilen würde, denn die Dauer der Therapie ergibt sich aus vielen verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel aus der Problem – Krankheitslage, der unterschiedlichsten Dynamik und Umstände welche bei Therapiebeginn weder dem Therapeuten noch dem KlientenIn bewusst sein können. Nach meiner Erfahrung kann jedoch vorsichtig gesagt werden, dass eine ernstzunehmende ordentliche Psychotherapie unter 30 Stunden nur einen eher oberflächlichen und nicht tiefgreifenden Erfolg für den KlientenIn mit sich bringt.

Techniken:

  • Psychotherapeutische Arbeit, so wenig als möglich in der Vergangenheit –
  • so lange als nötig in der Gegenwart – so viel wie möglich in der Zukunft.
  • Psychotherapeutische Gesprächsführung so aktiv als nötig – so passiv als möglich
  • Entwicklung eines persönlichen Lebensskripts für das bevorstehende Jahr
  • Bestehende Klarheit über den eigenen Ist – Zustand
  • Aufdeckendes Arbeiten – Arbeit mit dem Unbewussten
  • Ressourcenorientiertes Arbeiten
  • Ich-Stärkendes Arbeiten
  • Problemlösungsorientiertes Arbeiten
  • Beziehungsorientiertes Arbeiten
  • Arbeit mit den kreativen „Anteilen“ wie Märchen, malen, schreiben und lesen
  • Bewusstwerdung eigener Grenzen
  • Nach Bedarf einige Paargespräche
  • Arbeit mit den eigenen Träumen

Besonders bei Personen mit psychischen Disharmonien oder Störungen und einer gewissen psychischen „Angeschlagenheit“ ist oftmals eine kontinuierliche, längere Psychotherapie unumgänglich, diese schützt in der Regel sehr oft vor einer stationären Erst – oder Wiedereinweisung auf einer psychiatrischen Klinik. Auch Personen mit einer Saisonellen Winterdepression oder anderen kurzzeitigen psychischen Erkrankungen können zumeist durch eine rechtzeitig begleitende Psychotherapie die Schwere und Dauer der psychischen Erkrankung reduzieren.

Oft ist es aber auch so, dass Menschen verschiedene körperliche oder psychische Symptome wahrnehmen, welche sich im Laufe der Wochen und Monate vermehren und verstärken, ohne dass sie auf die Idee einer psychischen Erschöpfung kommen würden, daher kann es nach einer ärztlichen Untersuchung sehr wohl angezeigt sein, kurzzeitig psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen um mögliche psychische Disharmonien beheben zu können.

Weiters sind es oft massive langanhaltende Familien u./o. Partnerprobleme (Eifersucht, Alkohol, Sexualstörungen) welche eine Psychotherapie oft als einzige Chance und somit als sinnvoll erscheinen lassen, um den lieben Partner nicht ganz zu verlieren und der Beziehung einen neuen Schwung zu geben.

Analyse in der Analytischen Psychologie: Manche Menschen in der zweiten Lebenshälfte leisten sich eine Analyse von mindestens 180 bis 250 Stunden, mit dem Ziel, mehr über sich selbst ( inneres und äußeres Ich ) zu erfahren und einen besseren Zugang und Kommunikation mit seinen unbewussten Teilen der Psyche (Seele) zu erhalten ( C.G. Jung würde sagen: „Ziel der Analyse ist die eigene Individuation der Seele, d.h. das Ganz – Rund werden – der inneren und äußeren Persönlichkeit und seine eigene Individualität zu finden).“ Die Die Analyse findet kontinuierlich 2 mal pro Woche je eine Stunde in der Praxis statt, in der Regel sitzen sich Therapeut und Analysand gegenüber, nach Wunsch des Analysanden ist es auch möglich während der Analysestunde teilweise oder dauernd auf einem Sofa zu liegen.

Themen und Techniken:

  • Psychotherapeutische Arbeit, so lange als nötig in der Vergangenheit
  • so viele als möglich in der Gegenwart – so viel als nötig in der Zukunft
  • Arbeiten mit den kreativen Anteilen in uns mit Unterstützung von Märchen, Mythen, malen, schreiben, lesen
  • Psychotherapeutische Gesprächsführung so aktiv & passiv als unbedingt nötig
  • Erkennen der wichtigsten inneren Strukturen / Komplexe, Schatten und Archetypen
  • Bestehende Klarheit über den Ist-Zustand
  • Aufdeckendes Arbeiten: Arbeit mit dem persönlichen und kollektiven Unbewussten
  • Aufdeckendes Arbeiten: Generationsvernetzungen
  • Arbeit am eigenen Individuationsprozess
  • Ich-Stärkendes Arbeiten
  • Arbeiten am eigenen Schatten und dessen Integration
  • Beziehungs – und Lösungsorientiertes Arbeiten
  • Imaginationen oder Tiefenentspannungen
  • Intensives Arbeiten mit den eigenen Träumen (Objekt – und Subjektstufig)
  • Entwicklung eines eigenen Lebensskriptes

Psychotherapeutische Richtungen

Derzeit gibt es vom Ministerium 17 unterschiedliche zugelassene psychotherapeutische Fachrichtungen, einige der Richtungen haben gleiche Wurzeln und ähnliche Therapieansätze und unterscheiden sich im Detail durch weiter ausgebaute und verfeinerte individuelle Techniken und Konzepte. Welche Therapieform oder Richtung sich eine Person aussucht bleibt Großteils der eigenen Vorliebe ( Malen / Träume / Rollenspiele / Einübungen / Gespräche / Hypnose ect. ) und dem Interesse für bestimmte Techniken überlassen. Grundsätzlich gilt, sich vorab zu informieren, welche psychotherapeutische Fachrichtung der/die TherapeutIn ausübt und ob Sie mit den Techniken und Konzepten des Therapeuten arbeiten wollen und und können.

Daher ist anzuraten, vor Therapiebeginn ein unverbindliches Erstgespräch mit Ihren/Ihrer möglichen neuen TherapeutenIn zu führen. Dieses Erstgespräch ist bei den meisten Therapeuten zu bezahlen, nehmen sich dafür aber auch zumeist länger als eine Stunde Zeit für Sie. Grob kann man sagen, dass bei bestimmten psychischen Erkrankungen bestimmte Therapiekonzepte weniger anzuraten sind als andere und daher weniger zur Heilung oder Linderung des psychischen Leidensdruckes geeignet sind. In der Regel wird Sie der/die PsychotherapeutIn darauf hinweisen und Sie gegebenenfalls zu einer anderen „Therapieschule“ weiter verweisen.

Die Rahmenbedingungen einer Psychotherapie sind bei den meisten psychotherapeutischen Fachrichtungen ähnlich bis gleich. Wenige unterscheiden sich in der Häufigkeit, Länge und Dauer der einzelnen Therapieeinheiten. In Ihrem eigenem Interesse sollte es für Sie besonders wichtig sein, dass Sie eine psychotherapeutische Fachrichtung wählen, welche durch das BM für Gesundheit offiziell anerkannt wurde, den nur diese sind sind auch tatsächlich geprüfte PsychotherapeutenInnen oder PsychotherapeutenInnen in Ausbildung.

Kosten einer Psychotherapie

Der Honorarrahmen für eine Psychotherapiestunde in einer freien psychotherapeutischen Praxis wird jedes Jahr durch den österreichischen Dachverband für Psychotherapie neu überprüft und festgelegt.

Die Zahlungsmodalitäten und Honorarhöhe sind bei den meisten Therapeuten unterschiedlich und Vereinbarungssache, jedoch ist es üblich, dass die Bezahlung der Therapiestunde nach der Stunde in Bar erfolgt. Bei einer laufenden Psychotherapie ist es üblich, dass einmal monatlich der/die KlientIn eine Gesamtmonatsrechnung erhält. Ferner ist wichtig zu erwähnen, dass vereinbarte und nicht rechtzeitig ( mindestens 24 Stunden vorher ) abgesagte Therapiestunden durch den KlientenIn gänzlich zu bezahlen sind.

Anteiliger Kostenersatz durch die Krankenkasse:
Unter bestimmten Umständen und bei psychischen Krankheitsbildern ist es möglich, von der jeweiligen zuständigen Krankenkasse des/der KlientenIn einen Kostenersatz für eine kontinuierliche Psychotherapie zu bekommen. Die Höhe des Kostenersatzes ist von der Krankenkasse abhängig und muss innerhalb der ersten 5 Therapiestunden von dieser bewilligt werden. Zum Bsp. zahlt die Wiener Gebietskrankenkasse als Kostenzuschuss € 28,00 für eine Einzeltherapiestunde. Da leider die Zuschussmodalitäten der einzelnen Krankenkassen immer komplizierter werden, sprechen Sie mit Ihrem Therapeuten darüber, dieser kann Sie darüber meistens aktuell und richtig informieren. Sofern Sie an einer psychischen Erkrankung leiden, haben Sie auch bei einer Therapie bei mir die Möglichkeit, eine Kostenrefundierung in Höhe von € 28,00 von Ihrer Krankenkasse zu bekommen, dadurch würde sich das Stundenhonorar für Sie merklich reduzieren.

Andere psychotherapeutische Institutionen oder Spitäler:
Für Personen welche sich aus finanziellen Gründen keine laufende Psychotherapie leisten können oder wollen, gibt es die Möglichkeit bei den unterschiedlichsten Organisationen (Kolping Familienberatung, Caritas, Erzdiözese Wien, Krisenintervention, AKH Institut für Psychotherapie, Baumgartner Höhe, Kaiser Franz Joseph Spital, verschiedene Vereine z. Bsp. Österreichische Krebshilfe, Psychosozialer Dienst usw..) nach einer kürzeren oder längeren Wartezeit äußerst kostengünstig bis gratis einige Therapieeinheiten in zumeist unterschiedlichen Zeitabständen zu bekommen. Diese Therapievariante ist zwar wegen der Wartezeiten und unterschiedlichen Kontinuität nicht immer optimal, jedoch ist sie eine gute Alternative zu überhaupt keiner psychotherapeutischen Betreuung. Spezielle psychotherapeutische Begleitung für Suchtkranke gibt es im Anton Proksch Institut und für Aids Patienten im Aidshaus Wien.

Psychotherapie auf Krankenschein:
Seit 2001 gibt es bei einigen ausgesuchten PsychotherapeutenInnen die Möglichkeit, eine Psychotherapie auf Krankenschein ( die Verrechnung erfolgt zur Gänze mit der Kasse ) machen zu können. Zu beachten ist, dass nur diagnostizierte psychische Erkrankungen in diese Krankenscheinregelung fallen. Partnerprobleme oder andere nicht krankhafte psychische Störungen unterliegen nicht der „Krankenscheinregelung“. Nach neuersten Informationen des Dachverbandes für Psychotherapie sind derzeit die Wartezeiten auf einen „Krankenscheinplatz“ relativ lange, da diese wenigen PsychotherapeutenInnen derzeit voll ausgebucht und überlastet sind und pro Jahr nur eine bestimmte Anzahl an Therapiestunden von den Kassen vergeben werden. Bei der WGKK liegt eine Liste von Vereinen auf, welche mit Krankenschein abrechnen.