Analytische Psychologie nach C.G. Jung
Im Jahre 1907 begegneten einander der schweizerische Psychiater und spätere
Dozent für Psychiatrie Dr. Carl Gustav Jung ( 1875-1961 ) und Sigmund Freud.
Im Jahre 1907 begegneten einander der schweizerische Psychiater und spätere
Dozent für Psychiatrie Dr. Carl Gustav Jung ( 1875-1961 ) und Sigmund Freud.
Das Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen und der Gesetzgeber haben 1990 im Psychotherapiegesetz die Psychotherapie so formuliert: „….
Träume sind keine beabsichtigten und willkürlichen Erfindungen, sondern natürliche Phänomene, die nichts anderes sind, als was sie darstellen.
Berufstätige die am Wochenende über unerledigte Arbeitsaufgaben sorgenvoll grübeln, schlafen schlechter. Wer dagegen auch kreativ und problemlösend über die liegengebliebenen Aufgaben nachdenkt, kann davon profitieren. Zu diesem Schluss kommen Psychologen von der Universität Trier und der Fernuniversität Hagen in einer dreimonatigen Tagebuchstudie mit 59 Arbeitnehmern. Die Ergebnisse wurden jetzt im „Journal of Occupational Health Psychology“ veröffentlicht.
Freitags kurz vor Feierabend ist die Freude auf das Wochenende groß – endlich Zeit für Erholung von der anstrengenden Arbeitswoche. Viele Menschen fühlen sich aber auch an den freien Tagen von der Arbeit gestresst und schlafen dadurch schlechter. „Uns hat interessiert, ob das Grübeln über unerledigte Aufgaben ein Bindeglied zwischen Arbeitsstress und Schlafproblemen sein könnte“, sagt Conny Antoni, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Trier und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. „Wir unterscheiden zwischen zwei Arten des Grübelns über unerledigte Aufgaben: sorgenvolles Grübeln ist ein Zustand, in dem negative, wiederkehrende Gedanken über die Arbeit auftreten, ohne dass nach Lösungen gesucht wird. Problemlösendes Grübeln hingegen beschreibt das kreative, von der Arbeit losgelöste Nachdenken über Probleme. Mit unserer aktuellen Studie zeigen wir, dass beide Arten die Beziehung zwischen Arbeitsstress und Schlafproblemen unterschiedlich beeinflussen.“
An der Tagebuchstudie nahmen 59 Beschäftigte (76% Frauen) unterschiedlicher Branchen teil, die zugleich im Fernstudium Psychologie studierten. Die Beschäftigten wurden über 12 Wochen hinweg per Online-Fragebögen immer am Freitagnachmittag zu ihrem Arbeitsstress befragt, gemessen an erlebtem Zeitdruck und unerledigten Aufgaben am Ende der Woche. Montags direkt vor Arbeitsbeginn machten sie jeweils Angaben zu ihrer Schlafqualität, zu sorgenvollem Grübeln einerseits („An diesem Wochenende war ich angespannt, wenn ich über arbeitsbezogene Themen nachgedacht habe“) und zu problemlösendem Grübeln andererseits („An diesem Wochenende habe ich in meiner Freizeit Lösungen für arbeitsbezogene Probleme gefunden“).
Die Analysen zeigen: wer mehr unerledigte Aufgaben hat, ist stärker von Schlafstörungen betroffen. Der Zusammenhang zwischen sorgenvollem Grübeln und Schlafstörungen ist ebenfalls ein positiver: Beschäftigte, die viel sorgenvoll Grübeln, haben mehr Schlafstörungen. Der Zusammenhang zwischen problemlösendem Denken und Schlafstörungen ist entgegengesetzt, wenn auch nur schwach ausgeprägt. Beschäftigte, die problemlösend über unerledigte Aufgaben nachdenken, berichten weniger von Schlafstörungen.
Unerledigte Aufgaben regen sowohl sorgenvolles als auch problemlösendes Grübeln an. Eine Vermittlerrolle zwischen unerledigten Aufgaben und Schlafqualität zeigt sich aber nur für sorgenvolles Grübeln. „Unerledigtes führt so zu schlaflosen Nächten – denn gedanklich lässt es uns auch in der Freizeit nicht los“, folgert Christine Syrek, Psychologin und Hauptautorin der Studie.
Problemlösendes Grübeln erweist sich als besonders hilfreich für die Schlafqualität von Beschäftigten, die viel sorgevoll grübeln. „Problemlösendes Grübeln wirkt hier als eine Art Puffer. Die negative Wirkung des sorgenvollen Grübelns kann dadurch etwas aufgefangen werden“, erklärt Christine Syrek.
Der Zeitdruck am Ende einer Arbeitswoche hängt nicht direkt mit der Schlafqualität am Wochenende zusammen. Betrachtet man hingegen das Ausmaß an Zeitdruck über die drei Monate hinweg, zeigen sich Zusammenhänge zwischen Menge an Zeitdruck und Schlafstörungen.
Auch das Gesamtlevel an unerledigten Aufgaben über den Dreimonatszeitraum hinweg beeinflusst den Wochenendschlaf. Beschäftigte, die über drei Monate hinweg am häufigsten über unerledigte Aufgaben berichteten, schliefen an den Wochenenden schlechter – unabhängig von den unerledigten Aufgaben der jeweiligen Woche.
Autor: Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, (DGPs)
Kontakt bei Rückfragen:
Dr. Christine Syrek
Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie
Universität Trier
54286 Trier,
Email: syrek@uni-trier.de
DGPs-Pressestelle:
Dr. Anne Klostermann
E-Mail: pressestelle@dgps.de
Link / Quelle: https://idw-online.de/de/news651028
Schläft man in den ersten 24 Stunden nach einem traumatischen Ereignis, hilft dies, die belastenden Erinnerungen besser einzuordnen und zu verarbeiten. Das weisen Forschende der Universität Zürich und der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in einer neuen Studie nach. Schlaf könnte demnach als frühe Präventionsstrategie bei Posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt werden.
Hilft Schlaf bei der Verarbeitung von Stress und Trauma? Oder verschärft er umgekehrt gar die Reaktionen? Diese bisher ungeklärte Frage ist hochrelevant für die Prävention von Folgestörungen bei Traumata. Wie solche äusserst belastenden Erlebnisse gleich zu Beginn verarbeitet werden, kann den weiteren Verlauf und die Entwicklung einer Posttraumatischen Belastungsstörung beeinflussen. Solche Patienten haben immer wieder hochemotionale und belastende Erinnerungen bis hin zu Flashbacks, bei denen sie sich so fühlen, als ob sie ihr Trauma noch einmal durchleben. Schlaf könnte hier eine Schlüsselrolle spielen, um das Erlebte zu verarbeiten.
Ein Team des Psychologischen Instituts der Universität Zürich und der Psychiatrischen Universitäts-klinik Zürich ist nun in einer Studie der Frage nachgegangen, ob Schlaf in den ersten 24 Stunden nach einem Trauma eine positive Wirkung auf schwere emotionale Belastungen hat. Im Labor zeigten die Forschenden gesunden Probanden ein traumatisches Video. In einem Tagebuch wurden die wiederkehrenden Erinnerungen an die Bilder des Films, welche die Probanden noch ein paar Tage verfolgen, genau erfasst. Scheinbar aus dem Nichts heraus sehen die Probanden Ausschnitte des Gesehenen wieder vor ihrem inneren Auge – und die unangenehmen Gefühle und Gedanken während des Films sind wieder da. Die Qualität dieser Erinnerungen gleicht somit denjenigen von Patienten mit Posttraumatischen Belastungsstörungen.
Probanden wurden zufällig zwei Gruppen zugeordnet. Die eine schlief nach dem Video eine Nacht im Labor und ihr Schlaf wurde mittels Elektroenzephalogramm (EEG) aufgezeichnet. Eine andere Gruppe blieb wach. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass Personen, die nach dem Film schliefen, weniger und weniger belastende wiederkehrende emotionale Erinnerungen hatten als diejenigen, die wach blieben. Dies stützt die Annahme, dass dem Schlaf nach traumatischen Erlebnissen eine schützende Wirkung zukommt», erklärt Erstautorin Birgit Kleim von der Abteilung Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie der Universität Zürich.
Schlaf kann einerseits helfen, Emotionen abzuschwächen, die mit einer bestehenden Erinnerung wie zum Beispiel Angst durch traumatische Erlebnisse verknüpft sind. Anderseits hilft der Schlaf aber auch, die Erinnerungen in einen Kontext zu setzen, informationell zu verarbeiten und diese Erinnerungen zu speichern. Dieser Prozess verläuft vermutlich über mehrere Nächte.
Gemäss Studienautoren bestehen erst wenige Empfehlungen zu frühen Behandlungen und zum Umgang mit traumatisierten Menschen in der Anfangsphase. «Unser Ansatz bietet eine wichtige nicht-invasive Alternative zu den aktuellen Versuchen, Trauma-Erinnerungen zu löschen oder dies durch Medikamente zu unterstützen», sagt Birgit Kleim. «Der Einsatz von Schlaf könnte sich als natürliche frühe Präventionsstrategie erweisen.»
Autor: Kurt Bodenmüller Kommunikation, Universität Zürich
Kontakt: Juniorprofessorin Dr. Maike Luhmann
E-Mail: maike.luhmann@uni-koeln.de
Kontakt: Prof. Dr. Birgit Kleim
Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie
Universität Zürich
E-Mail: b.kleim@psychologie.uzh.ch
Link / Quelle: https://idw-online.de/de/news665108
Einsamkeit ist eine Volkskrankheit, sie kann depressiv und körperlich krank machen. Juniorprofessorin Dr. Maike Luhmann von der Universität zu Köln und Louise C. Hawkley vom National Opinion Research Center (NORC) an der University of Chicago konnten ermitteln, in welchem Lebensalter Menschen besonders einsam sind.
Einsamkeit ist eine Volkskrankheit, sie kann depressiv und körperlich krank machen. Juniorprofessorin Dr. Maike Luhmann von der Universität zu Köln und Louise C. Hawkley vom National Opinion Research Center (NORC) an der University of Chicago konnten ermitteln, in welchem Lebensalter Menschen besonders einsam sind. Einsamkeit ist demnach im hohen Alter ab ungefähr 80 Jahren besonders ausgeprägt. Zu erklären ist das vor allem durch seltenere Sozialkontakte und ein geringeres Einkommen in dieser Altersgruppe. Aber auch im jungen und mittleren Erwachsenenalter gibt es Phasen, in denen Einsamkeit stark ausgeprägt ist, zum Beispiel in den frühen 30ern sowie in den 50ern. Diese hohen Werte können nicht durch die üblichen Einsamkeitsfaktoren erklärt werden, die Ursachen müssen noch ermittelt werden. Ab ungefähr 60 Jahren geht die mittlere Einsamkeit zurück und erreicht einen Tiefpunkt mit geringster Einsamkeit mit etwa 70 Jahren.
Die Psychologinnen haben ihre Erkenntnisse im Artikel “Age differences in loneliness from late adolescence to oldest old age” in der Fachzeitschrift Developmental Psychology dargestellt.
In welchen Altersgruppen ist die mittlere Einsamkeit besonders niedrig oder besonders hoch? Wie lassen sich Altersunterschiede in der Einsamkeit erklären?
Sind bestimmte Einsamkeitsfaktoren in manchen Altersgruppen wichtiger als in anderen? Diesen Fragen gingen die beiden Psychologinnen nach.
Anhand der repräsentativen Querschnittsdaten von 16.132 erwachsenen Teilnehmern des Sozioökonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2013 kontrollierten sie eine Reihe von bekannten Risikofaktoren wie Einkommen, Geschlecht, Gesundheit und soziale Kontakte. „Rechnet man diese aus dem Ergebnis heraus, dann verschwindet der starke Anstieg der Einsamkeit im hohen Alter, der kurvige Verlauf im jungen und mittleren Erwachsenenalter bleibt jedoch bestehen“, erklärt Dr. Maike Luhmann, Juniorprofessorin am Department für Psychologie. „Das bedeutet, dass wir recht gut erklären können, warum alte Menschen einsam sind, aber noch nicht, warum es auch in jüngeren Jahren Phasen gibt, in denen die Einsamkeit stärker ausgeprägt ist.“ Der Anstieg der Einsamkeit im hohen Alter sei vor allem auf das Fehlen eines Partners sowie auf gesundheitliche Einschränkungen zurückzuführen, beides Risikofaktoren, die in dieser Altersgruppe besonders häufig vorkommen, so die Wissenschaftlerin.
Hohes Einkommen scheint ein protektiver Faktor zu sein: Je mehr Einkommen zur Verfügung steht, desto geringer ist tendenziell die Einsamkeit ausgeprägt. Dieser Zusammenhang ist allerdings im mittleren Erwachsenalter besonders stark ausgeprägt, Geld ist in diesem Alter wichtiger als früher oder später. Auch ist der Arbeitsstatus im mittleren Erwachsenenalter wichtiger als bei den jüngeren oder älteren Erwachsenen, Arbeit zu haben schützt vor allem im mittleren Erwachsenenalter vor Einsamkeit. Andere Einsamkeitsfaktoren kommen dagegen in unterschiedlichen Altersgruppen zwar unterschiedlich häufig vor, haben jedoch unabhängig vom Alter immer einen Effekt auf die Einsamkeit. Das gilt zum Beispiel für gesundheitliche Einschränkungen und Häufigkeit sozialer Kontakte.
Die Psychologinnen wollen nun untersuchen, warum es im jungen und mittleren Erwachsenenalter Risikophasen für Einsamkeit gibt.
Gabriele Rutzen Presse und Kommunikation, Universität zu Köln
Link zur Studie http://psycnet.apa.org/psycinfo/2016-22442-001/
Link / Quell: https://idw-online.de/de/news651146
Leistungsdruck auf der Arbeit, private Verpflichtungen, hohe eigene Ansprüche und ständige Erreichbarkeit: Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland fühlt sich gestresst. Damit steigt auch das Risiko für psychische Erkrankungen. Führende Psychiater rücken deshalb heute auf dem DGPPN Kongress in Berlin die Risikofaktoren in den Vordergrund, die mit den modernen Lebensumständen verbunden sind. Sie fordern, diese noch stärker zu erforschen und daraus neue präventive und therapeutische Konzepte zu entwickeln.
Stress ist nicht grundsätzlich negativ. Ein bestimmtes Stressniveau hilft sogar, Herausforderungen und Belastungssituationen zu meistern. Wenn der Stress aber überhand nimmt, wird es ungesund: Ständiger Stress ist ein Risikofaktor, der zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen und zu körperlichen Krankheiten wie Tinnitus, Bluthochdruck oder Infektionskrankheiten führen kann. Besonders alarmierend dabei: Nach aktuellen Erhebungen ist der Stresspegel in Deutschland heute besonders hoch, jeder vierte Erwachsene fühlt sich häufig gestresst.
In vielen Fällen hängt der Stress mit den modernen Lebensumständen zusammen: Immer mehr Menschen leben in Großstädten, die Arbeitsdichte im Job nimmt zu, neue Technologien durchdringen unseren Alltag: „All das beeinflusst unser Denken, unsere Emotionen und unser Verhalten. Überforderung und Stressanfälligkeit können die Folge sein und unsere psychische Gesundheit negativ beeinflussen“, stellt DGPPN-Präsidentin Dr. Iris Hauth auf dem Jahreskongress der Fachgesellschaft fest.
So kommen Depressionen oder Angststörungen in Städten zum Beispiel deutlich häufiger vor als auf dem Land. Menschen, die in einer Großstadt geboren wurden, sind noch gefährdeter, ihr Schizophrenierisiko ist mehr als doppelt so hoch. „Studien haben gezeigt, dass das Gehirn von Großstädtern bei negativem Stress deutlich empfindlicher reagiert als das von Landbewohnern. Das stressige Umfeld aktiviert im Gehirn die sogenannte Amygdala. Dieser Mandelkern übernimmt im limbischen System die Funktion eines Gefahrensensors und löst Reaktionen wie Furcht oder Angst aus. Eine Überaktivierung dieser Amygdala ist auf Dauer mit der Entstehung von Depressionen und Angsterkrankungen verknüpft“, so Dr. Iris Hauth weiter.
Die Experten auf dem DGPPN Kongress identifizieren aber noch eine Reihe weiterer neuer Risikofaktoren für psychische Erkrankungen. So fällt es heute vielen Menschen schwer, den digitalen Reizen zu widerstehen. Doch die exzessive Nutzung von Computer und Internet kann sich schwerwiegend auf das Leben der Betroffenen auswirken. Sozialer Rückzug, Probleme am Arbeitsplatz, Depressionen und andere psychische Erkrankungen sind dann die Folge. Gleichzeitig setzen sich gerade viele junge Menschen mit ihren eigenen hohen Erwartungen unter großen Stress. Sie streben zum Beispiel nach unerreichbaren Schönheitsidealen und entwickeln in der Folge Körperbildstörungen.
„Wir wissen heute, dass für die Entstehung psychischer Erkrankungen sowohl biologische Faktoren – etwa genetische Belastungen oder Stoffwechselveränderungen im Gehirn – als auch familiäre Bedingungen, belastende Lebenserfahrungen und weitere Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Hier besteht ein großes Potenzial, um neue präventive und therapeutische Ansätze zu entwickeln“ so Dr. Iris Hauth.
Autor: lic. phil. Jürg Beutler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN)
Weitere Informationen Link / Quelle: https://idw-online.de/de/news663975
Aktuelle Studien werden zur Jahrestagung der Schlafforscher in Dresden vorgestellt
Dass man schlechter schläft, wenn man Liebeskummer hat, wissen sicher viele aus eigener Erfahrung. Aber: Wer träumt vom eigenen Partner und wer vom Fremdgehen? Schläft man schlechter mit dem Partner im Bett – und leidet sogar die Beziehung darunter? Welche Rolle spielt der jedem Menschen angeborene Chronotyp für die Partnerschaft? Diese Fragen sind Inhalt eines Symposiums auf der 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) vom 1. bis 3. Dezember in Dresden. Und die gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für Wissenschaftler interessant.
Der Schlaf ist entscheidend für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und psychisches Wohlbefinden. Studien belegen aber auch einen Zusammenhang zwischen Schlaf, Paarverhalten und Partnerzufriedenheit, weiß der Schlafforscher Dr. Hans-Günter Weeß. Es ist der sogenannte Chronotypus, der die Qualität der Beziehung beeinflusst. Festgelegt wird dieser weitgehend durch individuelle Erbanlagen. Man unterscheidet zwischen Frühtypen (Lerchen) und Spättypen (Eulen). Tendenziell sind die Eulen in Mitteleuropa in der Überzahl: Es gibt mehr Spät- als Frühtypen. Paare mit ähnlichem Chronotypus zeigten in einzelnen Studien bessere Problemlösefähigkeiten bei partnerschaftlichen Konflikten. Wenn Lerchen und Eulen zusammenleben, haben diese oft weniger Zeit füreinander und auch weniger Sex, wie Studien ebenfalls nahelegen. Also gilt: „Gleich und gleich gesellt sich gern“? „Die Ergebnisse sind nicht eindeutig“, erklärt Dr. Hans-Günter Weeß, der Leiter der Schlafmedizinischen Abteilung am Pfalzklinikum in Klingenmünster. Maike Bulian von der Universität in Landau ging unter seiner Leitung der Frage nach, ob es sich günstig auf die Zufriedenheit in Partnerschaften auswirkt, wenn Lerchen und Eulen mit hohem Autonomiestreben zusammenleben – unterschiedliche Schlafrhythmen bedeuten schließlich auch mehr Zeit beider Partner für eigene Interessen oder Hobbys. Zur Überprüfung der Fragestellungen wurde eine Online-Befragung durchgeführt, an der 588 Personen teilnahmen. Die Annahme bestätigte sich jedoch nicht: „Ob unterschiedliche oder gleiche Chronotypen in einer Beziehung zusammenleben, entscheidet nach dieser neuen Studie nicht über die Partnerzufriedenheit.“, erläutert Weeß. „Wenn man nur die Beziehungen betrachtet, in denen beiden Partnern die eigene Autonomie und Unabhängigkeit sehr wichtig ist, war die Partnerzufriedenheit unabhängig davon, ob gleiche oder unterschiedliche Schlaftypen zusammenleben.“
„Grundsätzlich sagt man Frauen einen schlechteren Schlaf nach, wenn ihr Partner mit ihnen zusammen in einem Zimmer schläft. Evolutionsbiologische Theorien erklären dies mit der Sozialisation von Mann und Frau“, erklärt Dr. Weeß, „Frauen waren in der Evolution stets für die Gruppe zuständig, auch nachts. So bildet die Frau im gemeinsamen Schlafzimmer mit ihrem Mann eine „Kleingruppe“, schläft quasi an ihrem Arbeitsplatz“. Studien belegen aber auch, dass sich Männer häufiger bewegen, eher schnarchen und so den Schlaf der Frauen weiter beeinträchtigen können. Frauen neigen auch viel eher zu Schlafstörungen als Männer. Im Vergleich zum Mann sind sie die schlechteren Verdränger, können sich also in der nächtlichen Bettsituation nicht so gut vom Alltag entpflichten. „Dies führt zu einer erhöhten psychophysiologischen Anspannung, welche den Schlaf verhindert“, weiß Weeß, „Männer hingegen erlebten unter evolutionsbiologischen Gesichtspunkten die Gruppe als Hort der Sicherheit. Schließlich war man beim Jagen in der Gruppe erfolgreicher und auch vor Fressfeinden sicherer. Darüber hinaus sind sie im Vergleich zu Frauen die besseren Verdränger. Alles Faktoren, welche den Mann unter Anwesenheit seiner Frau in der Kleingruppenerfahrung im gemeinsamen Schlafzimmer entspannter machen… und Entspannung ist der Königsweg zu erholsamen Schlaf.“
Jetzt ist es auch wissenschaftlich erwiesen – Liebeskummer raubt einem den Schlaf. Eine Studie von Merle Claasen unter der Leitung von Prof. Dr. Angelika Schlarb, Leiterin der Schlafambulanz und des Schlaflabors der Universität Bielefeld, konnte dies zeigen. Das Ziel dieser Studie war den Einfluss von Verliebtheit und Liebeskummer auf Schlafqualität und Träume im Jugendalter zu untersuchen. In einem Online-Fragebogen wurden der Grad der Verliebtheit, des Liebeskummers, die Schlafqualität und die Träume erfasst. Insgesamt wurden 630 Jugendliche (davon 76,2% weiblich) im Alter von 16 bis 21 Jahren in die Untersuchung eingeschlossen. Verliebtheit war nicht generell mit Schlafqualität und Träumen assoziiert. Dennoch berichteten verliebte Jugendliche von mehr Schlafproblemen. Jugendliche, die unter Liebeskummer litten, hatten eine signifikant schlechtere Schlafqualität, mehr negative Träume und mehr Alpträume. Außerdem gaben sie an, dass Alpträume mehr Einfluss auf den nächsten Tag hätten. Der Zusammenhang zwischen Liebeskummer und schlechter Schlafqualität muss bei der Behandlung von Schlaflosigkeit im Jugendalter berücksichtigt werden. „Verliebtheit und Liebeskummer sind Schlafräuber. Liebeskummer kann in der Tat zum Alptraum werden“ so Prof. Angelika Schlarb.
„Sexualität und Schlaf ist für viele Paare ein wichtiges Beziehungsthema“, weiß die Klinische Psychologin Angelika Schlarb. Daher untersuchte Jasmin Faber unter ihrer Leitung in einer weiteren Studie, ob Paare vom Partner, von Fremden oder gar vom Fremdgehen träumen. Von den 670 Teilnehmern der Studie gaben 131 an, von Sex zu träumen. Wesentlich mehr Personen träumten von Sex mit fremden Personen, während deutlich weniger von Sex mit dem eigenen Partner träumten. Teilnehmer, die von Sex mit dem eigenen Partner träumen, schätzten sich als leidenschaftlicher ein und berichten von einer besseren Partnerschaftsqualität. „Insofern ist es sinnvoll, sich manchmal am nächsten Morgen tatsächlich zu fragen, wovon man in der Nacht geträumt hat. Das kann Auskunft über die Qualität der eigenen Beziehung geben“ so die Schlafforscherin Angelika Schlarb. Daher sollten in zukünftigen Studien nicht nur Einflussfaktoren, sondern auch mögliche Konsequenzen von u.a. sexuellen Träumen im Fokus stehen.
Autor: Wolfgang Müller M.A. AWMF
Pressekontakt / Quelle: https://idw-online.de/de/news663688
Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH
Romy Held
romy.held@conventus.de
Fast jede achte Frau ist von Dyspareunie – Schmerzen während oder nach dem Sex – betroffen. Und viele Frauen lassen sich nicht behandeln, weil es ein Tabuthema ist. Das zeigt eine große britische Umfrage, die nun im „International Journal of Obstetrics and Gynaecology“ veröffentlicht wurde.
Für die Studie wurden in Großbritannien insgesamt mehr als 15.000 Erwachsene interviewt, davon fast 7.000 Frauen im Alter zwischen 16 und 74, die zum Zeitpunkt der Befragung sexuell aktiv waren. Die Studie zeigt laut BBC, dass das medizinische Problem unter Frauen in allen Altersgruppen verbreitet ist. Am öftesten waren laut Umfrage Frauen im Alter zwischen rund 55 und 65 Jahren und junge Frauen zwischen 16 und 24 betroffen.
Laut Experten gibt es Behandlungsmöglichkeiten. Die Studie ergab allerdings auch, dass für viele Frauen das Thema peinlich und ein Tabu ist. Das gilt laut Studienautoren nicht nur für ältere Frauen. Die Schmerzen beim Sex hängen auch mit anderen sexuellen Problemen zusammen, etwa Trockenheit der Vagina und fehlender Freude am Sex.
Die Behandlung ist in der Regel komplex, da Dyspareunie durch verschiedene körperliche und psychische Faktoren ausgelöst werden kann. Einige der befragten Frauen sagten, sie würden aus Angst vor den Schmerzen Geschlechtsverkehr vermeiden. Die Studie wurde von der London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM), dem University College London und dem NatCen Social Research durchgeführt.
Ein Viertel jener 7,5 Prozent der Befragten, die Schmerzen beim Sex haben, sagte, sie hätten in den vergangenen sechs Monaten häufig oder jedes Mal Schmerzen. Jede dritte Betroffene gab an, mit ihrem Sexleben unzufrieden zu sein. Unter jenen Frauen, die keine Beschwerden haben, gab das nur jede zehnte an.
Quelle / Link: http://orf.at/#/stories/2377028/ von 27.01.2017
Depressionen werden von zahlreichen psychischen und physischen Beschwerden begleitet wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, sexuelle Inaktivität oder Schlafstörungen. Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Beteiligung der Universität Bern hat nun erstmals alle verfügbaren Metaanalysen zum Thema Sport und Depressionen zusammengefasst und die positive Wirkung von Sport und körperlicher Aktivität auf Depressionen evaluiert.
Depressionen sind die am häufigsten diagnostizierte psychische Erkrankung. In den westlichen Industrienationen leidet mindestens jede zehnte Person im Verlauf ihres Lebens einmal daran. Depressionen beeinflussen die körperliche Gesundheit stärker als Diabetes oder Arthritis.
Traditionell erfolgt die Behandlung von Depressionen mit Medikamenten (Antidepressiva) und Psychotherapie. Wie eine Publikation unter Beteiligung der Universität Bern nun aber zeigt, stossen Sport und körperliche Aktivität teilweise die gleichen neurophysiologischen Veränderungen an wie Antidepressiva. Deshalb zeigte eine Vielzahl von Metaanalysen eine positive Wirkung von Sport und körperlicher Aktivität auf Depressionen.
Neurobiologische Anpassungen durch Sport und körperliche Aktivität
Sport und körperliche Aktivität bewirken verschiedene Veränderungen im Gehirn, die sonst nur durch Medikamente erzielt werden. Medikamente zur Behandlung von Depressionen setzen ähnlich wie Sport und körperliche Aktivität an der Serotoninaufnahmefähigkeit des Gehirns an. Sie verstärken die Epinephrinaktivität und sorgen für die Ausschüttung verschiedener Faktoren für das Nervenwachstum. Diese Faktoren fördern das Zellwachstum im Gehirn und verhindern das Absterben von Zellen im Hippocampus, welches sonst durch Depressionen hervorgerufen wird. Sport und körperliche Aktivität führen mit diesen Veränderungen auch zu einer herabgesetzten Aktivität des Stresshormons Cortisol und wirken damit teilweise ähnlich wie Psychopharmaka.
«Leider lassen die Metaanalysen keine Schlüsse zu, wie oft und wie lange wöchentlich Sport getrieben werden sollte», sagt Mirko Wegner. «Man kann aber sehen, dass Sport und körperliche Aktivität Depressionen mildern. Zudem konnten wir feststellen, dass die Wirksamkeit von Sport bei Depressionsstörungen grösser ist als beispielsweise bei Angststörungen.»
Regelmässiges Sporttreiben scheint nach bisherigem Stand der Forschung ein probates Mittel zu sein, um Depressionssymptome zu vermindern. Zudem ist es kostengünstig und hat nur wenige Nebenwirkungen. Ob und vor allem in welchem Ausmass Sport und körperliche Aktivität eine Ergänzung oder sogar Alternative zu Medikamenten bei leichten Depressionen sein können, muss jedoch noch untersucht werden.
Informationsdienst Wissenschaft e.V. -idw- Universitätsstr. 30 – 95440 Bayreuth
Link: http://idw-online.de/de/news603528
Angaben zur Publikation:
Wegner, M., Helmich, I., Machado, S., Arias-Carrión, O., & Budde, H. (2014). Effects of exercise on anxiety and depression disorders: Review of meta-analyses and neurobiological mechanisms. CNS & Neurological Disorders – Drug Targets, 13(6). doi: 10.2174/1871527313666140612102841
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